Besuch bei Äskulapnattern

Samstag, 5. Juni 2021, Frauenstein

Richard Abt/Dr. Lukas Hartmann


Bericht und Fotos von Sabine Neugebauer

Äskulapnatter – hautnah

Die junge Äskulapnatter wand sich bei Dr. Lukas Hartmann durch die Hände und versuchte ihn zu beißen – erfolglos. Denn als Natter hat sie ja keine Giftzähne. Größere Beutetiere umschlingt und erstickt sie, kleinere werden zwischen den Kiefern zerdrückt.

Exkursion in Wiesbaden-Frauenstein

An dem Samstagmorgen trafen sich rund zehn Personen am Friedhof in Wiesbaden-Frauenstein, um unter fachkundiger Führung den dort angelegten Schlangenpfad zu begehen. Der Nassauische Verein für Naturkunde hatte zu dieser Exkursion eingeladen und der Vorsitzende Dr. Helmut Arnold begrüßte die Gäste. Richard Abt vom Naturschutzhaus Wiesbaden stellte kurz die einheimischen Reptilien vor: die vier Eidechsenarten Wald-, Mauer-, Zaun und Smaragdeidechse sowie die Blindschleiche, die Sumpfschildkröte und schließlich die Schlangen. Während die giftigen Arten Kreuzotter und Aspisviper hier um Wiesbaden nicht vorkommen, können vier Natternarten in der Umgebung angetroffen werden. Die Würfelnatter an der Nahe und an der Lahn. Aber hier im Naturschutzgebiet „Sommerberg“, durch das der Schlangenpfad führt, sind es vor allem die Äskulapnatter, die Ringelnatter und die Schling- oder Glattnatter, die hier vorkommen. Und zwei davon konnten die Exkursionsteilnehmer „live“ an diesem Tag erleben.

Eine Schlingnatter als “Beifang”

Denn auch eine junge Schlingnatter ließ sich kurz einfangen.



Hartmann berichtete von den zwei Vorkommen der Äskulapnatter in Hessen und dass diese Schlange zuletzt während des Atlantikums, einer Warmzeit vor rund 4000 bis 8000 Jahren, sogar bis nach Dänemark verbreitet war. Die Entwaldung Mitteleuropas während des Mittelalters führte dazu, dass die baumbewohnende Schlange in kleinere Gebiete zurückgedrängt wurde. Hier um Schlangenbad gebe es allerdings noch eine Population von rund 10000 Tieren. Und diese sei auch nie unter eine kritische Grenze gefallen.

Doppelbett für die Äskulapnatter

Vorbei führte der Weg an extra für die Äskulapnatter angelegten Komposthaufen. Denn zum Ausbrüten der fünf bis acht Eier pro Gelege nutzt das Reptil auch die Verrottungswärme. Darum entwickelten die Mitarbeiter des Naturschutzhauses eine Art „Doppelbett“ für Äskulapnattern: zuunterst wird ein Rahmen aus Stämmen gebaut, auf den eine Lage weiterer Stämme aufgelegt wird. So entsteht darunter ein Hohlraum, der frostfrei bleibt, da darauf noch eine dicke Lage pflanzlichen Materials zur Verrottung aufgebracht wird. Wie Abt sagte, haben sich hier auch Sägespäne bewährt. Diese Kompostlage müsse aber jährlich zumindest teilweise ergänzt werden. Auch eine neue Trockenmauer sei aufgesetzt worden, da in den Spalten und tieferen Lagen ebenfalls gute Überwinterungsmöglichkeiten gegeben seien.

Abt und Hartmann wechselten sich bei den Informationen zu Namensgebung, Bedrohung und Lebensweise der Äskulapnatter ab. Nach rund zwei Stunden kehrten die Exkursionsteilnehmer an den Parkplatz zurück.