Von Otter, Rothirsch, Uhu und Schweinen

Jahrestreffen des Nassauischen Vereins für Naturkunde im Tier- und Pflanzenpark Fasanerie Wiesbaden (Fotos: Sabine Neugebauer)

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Fischotter

Am Donnerstag Nachmittag, 14. Oktober 2021, trafen sich neun Mitglieder des Nassauischen Vereins für Naturkunde im Innenhof des Besucherzentrum der Fasanerie Wiesbaden mit der neuen Leiterin der Fasanerie, Nadja Niemann, ihrer Mitarbeiterin Anna Miks und einem Praktikanten zu einer fachlichen Führung durch die Anlage. Vorbei ging es an der Fischotter-Anlage, die derzeit im Umbau ist. Hier soll künftig eine Unterwasserscheibe das Beobachten der Fischotter beim Schwimmen ermöglichen. Und auch ein neuer Steg soll die Besucher näher zu den Ottern bringen. Es sei zwar Ziel, Otter zu züchten, aber da es kein Auswilderungsprogramm gebe, könnten die Tiere nur an andere Parks abgegeben werden, so Niemann.

Brunftzeit der Rothirsche

Die Gruppe ging geradewegs weiter zum Rotwildgehege, das auch von Damwild und Mufflons bevölkert ist. Hier machte ein Rothirsch lautstark auf sich aufmerksam, denn es war Brunftzeit. „Er hat gegenüber seinem Bruder die Chance ergriffen und den Platzhirschposten erobert“, erzählte die Leiterin der Fasanerie. Eine Zeit lang habe der andere starke Hirsch das Rudel für sich beansprucht, aber sich dabei sehr verausgabt. Diese Schwäche habe der Bruder ausgenutzt. Hirsche gehören zu den geweihtragenden Wildtieren (Cerviden), bei den es einen besonderen jährlichen Knochenaufbau gebe: das Geweih. Und das „nur um die Mädels zu beeindrucken“, schmunzelte Niemann.

Greifvögel aus Auffangstationen

Auf Nachfrage aus der Gruppe berichtete Miks von einer Sturmnacht in 2017, als zahlreiche Gehege Schäden erlitten hatten. Die Luchse konnten dank einer Futterkette wieder in das Gehege gelockt werden. Und auch bei den Bären sei alles gut gegangen. Diese seien nach drei Stunden bangen Hoffens und Wartens wieder in ihre Unterkunft zurückgekehrt und konnten dort sicher verwahrt werden bis das Gehege wieder repariert war. Hätten sie ihr Gehege verlassen, hätten sie erschossen werden müssen, so Miks.


An den Greifvogelvolieren wies die Tierpflegerin darauf hin, dass hier nur Vögel gehalten würden, die in der freien Natur nicht mehr überleben könnten, da sie Verletzungen davon getragen hätten oder zum Teil erblindet seien. Die Fasanerie habe die Tiere aus Auffangstationen übernommen. Sie erläuterte, dass man an der Augenfarbe erkennen könne, ob eine Eule tag-, dämmerungs- oder nachtaktiv sei. Eulen mit hellgelber Augenfarbe gingen eher am Tag und in der Dämmerung auf Jagd wie die Sperbereule. Der Uhu dagegen mit seinen bernsteinfarbenen Augen benötige kaum Licht um zu sehen. Dank des ausgezeichneten Gehörs könne er sogar im Dunkeln jagen.

Ausbildungsberuf Zootierpfleger

Die Besucher interessierten aber nicht nur die Tiere sondern auch die Menschen, die in der Fasanerie arbeiteten. „Jeder muss alles können“, betonte Niemann. Der Ausbildungsberuf des Zootierpflegers umfasse Fächer wie Biologie, Physiologie und Medizin, aber man müsse genauso gut mit der Motorsäge umgehen können. Die bisher dreijährige Ausbildung solle künftig um ein halbes Jahr ausgedehnt werden, um dem umfangreichen Fachwissen gerecht zu werden. Und damit sei es nur noch eine Berufsausbildung für Abiturienten und gute Realschüler. „Das sind super ausgebildete Spezialisten, was die Tiere angeht, es sind zudem halbe Gärtner und halbe Techniker“, lobte Niemann ihre Mitarbeiter. Die Fasanerie beschäftige etwa 20 Mitarbeiter in fünf Revieren. Sie ging auch darauf ein, dass die Fasanerie keine Schweine, weder Haus- noch Wildschweine mehr halte, da die wegen der näher kommenden Afrikanischen Schweinepest nötigen Hygieneauflagen nicht eingehalten werden könnten. Nach einem herzlichen Dank für den sehr informativen Rundgang genossen die neun Vereinsmitglieder das Essen in dem unter neuer Leitung stehenden Restaurant Jagdschloss Fasanerie.


Die neue Leiterin der Fasanerie Nadja Niemann nahm ihre Gäste mit zu einem informativen Rundgang.