Frühjahrsblüher im Tiergarten Idstein

Exkursion mit Dr. Wolfgang Ehmke am 15. April 2023

Der Tiergarten in Idstein, ein ehemaliges Naturschutzgebiet

Am Schlossteich im Schatten des heutigen Pestalozzigymnasiums, des früheren Idsteiner Schlosses, trafen sich am Samstag, 15. April, am frühen Nachmittag über 30 Interessierte zur Exkursion „Frühjahrsblüher im Tiergarten Idstein“. Das wohl früher als Tiergarten genutzte Waldstück nördlich der Idsteiner Innenstadt war 1932 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, erläuterte Exkursionsführer Dr. Wolfgang Ehmke. Doch sei die Schutzgebietsverordnung auf Betreiben der Stadt Idstein nicht verlängert worden.

Foto: Dr. Wolfgang Ehmke (links) hat die Goldnessel am Wörsbach entdeckt.

Alte Bäume, sterbende Bäume, tote Bäume – Lebensraum für andere

Heute werde der Bereich auch nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Hessenforst habe die Pflege in die Hände der Stadt Idstein gelegt, die aber derzeit nur die nötigsten Verkehrssicherungsmaßnahmen dort betreibe. Ein Großteil der Bäume sei schon an die 200 Jahre alt, manche sogar noch älter, erklärte Ehmke. Deswegen sei der Totholzanteil recht hoch. Beim Überqueren des Wörsbaches wies er auf erste Frühjahrsblüher hin: Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) und auch Goldnessel, deren silberblättrige Form (Lamium montanum florentinum) als eingebürgert gilt. Auf dem Weg den Hang hinauf traf die Gruppe auch auf Behaartes Schaumkraut (Cardamine hirsuta), die Große Sternmiere (Stellaria holostea) und Waldgeissblatt (Lonicera periclymenum).


Foto: Es gibt reichlich stehendes und liegendes Totholz im Tiergarten Idstein.

Seltene Gehölze: Wildbirne und Felsenbirne

Auf dem Felskopf konnte Ehmke auf die seltene Wilde Birne (Pyrus pyraster) hinweisen, aber auch auf die einheimische Felsenbirne (Amelanchier ovalis). Vorbei an 200-jährigen Stieleichen (Quercus robur), aus Gärten versamten Eiben und mächtigen Bergahornen (Acer pseudoplatanus), die an der ähnlich wie bei Platanen abblätternden Rinde zu erkennen sind, ging es weiter in das Tälchen hinein. Hier entspann sich eine kurze Diskussion um das Thema Waldnutzung und CO2-Speicherung. Alte Bäume speichern viel Kohlendioxid. Beim Verrotten geben sie es nur langsam wieder ab. Außerdem reichert sich auch CO2 in der Humusschicht an. Verrottendes Holz und Humus seien außerdem ein guter Wasserspeicher. Ehmke wies auf die hier wachsenden Nadelbäume hin, die er als Weißtanne (Abies alba) benannte. Diese sei ein Nadelbaum, der auch mit den veränderten Klimabedingungen noch zurecht komme, betonte er. Nur beim Anpflanzen sei auf guten Schutz zu achten, denn das Rehwild fresse gerne die Triebspitzen. Hier gebe es allerdings kein Rehwild, so dass etliche jungen Tannen in der Strauchschicht zu finden waren. Eine weitere besondere Baumart ist die Flatterulme (Ulmus laevis). Einer diese Bäume mit charakteristischen Brettwurzeln stand direkt am Wegesrand. Auf dem Rückweg fanden sich noch Sauerklee (Oxalis acetosella), Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) und Einbeere (Paris quadrifolia) in Wegesnähe.


Foto: Die seltene, einheimische Felsenbirne (Amelanchier ovalis) wächst auf dem Felsen im Tiergarten.