Die Natur belauschen, Vogelstimmen erkennen
Vogelkundliche Wanderung mit Peter Siersleben am 7. April 2024 von Frauenstein nach Martinsthal
Der eine Name leitet sich vom Ruf ab: Stieglitz. Der andere Name von seiner Lieblingsspeise Distelsamen: Distelfink. Auf diesen kleinen, bunten Vogel wies Peter Siersleben, Vorsitzender des NABU Wiesbaden, am Sonntag bei der Vogelkundlichen Wanderung von Frauenstein nach Martinsthal hin. Der Nassauische Verein für Naturkunde (NVN) hatte zu dieser Exkursion eingeladen. Die neue 1. Vorsitzende des NVN, Tilli Reinhardt begrüßte rund 15 Exkursionsteilnehmer an der Endhaltestelle der Linie 24 in Frauenstein. „Wir wollen die Natur belauschen“, so Siersleben. Und die erste Vogelstimme, auf die der Vogelexperte aufmerksam machte, war der Warnruf der Amsel. Dann ging es weiter am Europaweinberg und den üppig rosa blühenden Zierkirschen vorbei ins Lindenbachtal mit seinen Kleingärten und aufgelassenen Obstplantagen.
Kohlmeise, Ringeltaube und Mäusebussard im Lindenbachtal
Neben der Kohlmeise, der größten einheimischen Meisenart, war auch immer wieder die Blaumeise als kleinste der häufigen Arten zu hören und auch im Geäst zu entdecken. Ein Ringeltaubenmännchen zeigte seinen Revierflug, indem es zunächst anstieg und dann steil abfiel. Der Mäusebussard, scherzhaft auch Taunusadler genannt, drehte seine Kreise in der Höhe. Wie Dr. Helmut Arnold, ehemaliger Vorsitzender des NVN, erläuterte, sei der Name Bussard mittelhochdeutschen Ursprungs. „Buse“ bedeute Katze und der „Aar“ sei der Adler, also Katzenadler. Sein typischer Ruf erinnert an eine Katze.
Die Mönchsgrasmücke, ein guter Sänger
Dann machte Siersleben auf den Gesang der Mönchsgrasmücke aufmerksam: „Er beginnt leise kratzend und dann kommt eine flötende, wohlklingende Melodie hinterher“. Aber auch den schmatzenden Warnruf konnte man vernehmen. Die „Preußischen Vögel“, die schwarz-weißen Elstern zeigten sich, der Ruf des Fasans ertönte, der Zaunkönig, als einer der kleinsten Singvögel schmetterte seinen Gesang. Am Hof Armada stand ein Graureiher im Wasser des Teiches und lauerte auf Beute.
Abstecher in die Geologie
Girlitz und Haussperling waren hier in der Nähe zu hören. Auf dem Weg hinauf auf die Höhe in Richtung Martinsthal machte Arnold einen kurzen Streifzug durch die Geologie des Vordertaunus. Denn in diesem befand sich die Wandergruppe geologisch gesehen. Hier seien im Karbon (beginnend vor ca. 345 Mio. Jahren) die beiden Urkontinente Laurussia und Gondwana kollidiert. Dadurch fänden sich hier Metavulkanite aus umgebildeten Gesteinen vulkanischer Herkunft, während der Hochtaunus hauptsächlich aus Taunusquarzit und bestehe und weiter nördlich davon Schiefergesteine zu finden seien. Später im Tertiär vor rund 30 bis 50 Millionen Jahren sei hier ein Rand des Tertiärmeeres gewesen, darum könne man auf der entsprechenden Höhe Kieselsteine vom Ufer bzw. auch Meeressande finden.
20 unterschiedliche Vogelstimmen gezählt
Dann wanderte die Gruppe weiter durch den Wald auf dem Höhenrücken, wo die Rufe des Eichelhähers erklangen. „Man nennt ihn auch die Polizei des Waldes“, erläuterte Siersleben, da er sehr aufmerksam sei und jede Störung gleich mit seinem Warnruf melde. Bis nach Martinsthal durch die Weinberge „sammelten“ die interessierten Wanderer insgesamt rund 20 Vogelstimmen. Manche Vögel seien noch nicht aus dem Winterquartier zurück, so der NABU-Vorsitzende, damit sei die Anzahl der Vogelstimmen zu diesem Zeitpunkt noch überschaubar. Die Schlussrast in Martinsthal genossen alle nach der zweistündigen Wanderung bei sehr warmem Wetter.