Krautschau in Wiesbaden

Botanischer Spaziergang entlang der Rheinstraße am 21. Mai 2025

Norbert Dörr (von links), Tilli Reinhardt, Vorsitzende des Nassauischen Vereins für Naturkunde, und Julia Beltz, Vorstandssprecherin des BUND Wiesbaden, begrüßen rund 30 Gäste bei der Krautschau.

Wiesbaden. Die „Rasenfläche“ auf dem Mittelstreifen in der Rheinstraße sah etwas trocken und staubig aus. Aber bei genauerem Hinschauen fanden sich hier erstaunlich viele verschiedene Kräuterarten. Bei der Krautschau am 21. Mai 2025 erkundeten rund 30 Personen unter Leitung von Hobby-Botaniker Norbert Dörr die Flora von Rasenflächen, Pflasteritzen und Randflächen in der Stadt. Dazu eingeladen hatten der BUND Wiesbaden und der Nassauische Verein für Naturkunde, Wiesbaden, im Rahmen der Wiesbadener Wochen der biologischen Vielfalt. „Die Pflanzen, die wir hier sehen, zeigen, wie robust sie sind“, betonte Dörr. Denn trotz Trockenheit und kürzlicher Mahd waren sogar einige Blüten zu entdecken.

Ochsenzunge (Anchusa officinalis)


Kleine Schönheiten am Wegesrand

Wie die tief dunkelviolettfarbenen der Ochsenzunge (Anchusa officinalis). Oder die unscheinbaren, gelben von Silberfingerkraut (Potentilla argentea). Dörr konnte zu den einzelnen Pflanzen auch viel Wissenswertes erzählen. Beispielsweise, dass schon im 2. Weltkrieg aus Löwenzahnsaft Kautschuk gewonnen werden sollte und dass es entsprechende Versuche auch heute wieder gibt. Die Eibe, die hier als Hecke wächst, war im Mittelalter ein häufiger Waldbaum. Doch durch die überstarke Nutzung des Holzes, das sich sehr gut für Speere und Bögen eignete, seien die Eiben zunächst in Großbritannien, später auch auf dem Festland fast ausgerottet worden. Dörr fand auch einige Exemplare der Knoblauchrauke (Alliaria petiolata). „Das ist eine meiner Lieblingspflanzen“, betonte er, denn sie sei gut in der Küche als Salatkraut und auch für Pesto zu nutzen. Natürlich nicht hier von dem Standort an der viel befahrenen Rheinstraße. Auch die jungen Blätter der Brennnessel (Urtica dioica) finden in der Küche Verwendung. Aus den Stängeln seien früher Fasern gewonnen worden, der Nessel, berichtete Dörr. Und für viele Schmetterlingsraupen seien Brennnesseln eine wichtige, für manche sogar die einzige Nahrungspflanze.

Was wächst denn da?

Nelkenwurz, Labkraut, Wiesensalbei, Taube Trespe, Hirtentäschelkraut, Knöterich, Rainkohl, strahlenlose Kamille und viele Pflanzenarten mehr fanden sich in dem Grünstreifen. Die Leguminosen, hier vertreten durch den Weißklee, seien etwas Besonderes, betonte der Hobby-Botaniker. Denn diese könnten dank der Symbiose mit Knöllchenbakterien den Luftstickstoff verwenden.

Interessiert schauen Wolfgang Ehmke (2. Vorsitzender NVN, rechts) und Helmut Arnold (ehem. Vorsitzender NVN, 2. von links) auf die Pflanzenvielfalt, die Norbert Dörr erklärt.

Echte Kamille (Matricaria chamomilla)

Rasche Bestimmungshilfe 

Ein kleiner Glanzpunkt erwartete die Teilnehmer des Rundganges auf dem Luisenplatz an einem Poller wuchs eine Kamille. Und mit Hilfe eines schnell hervorgezauberten Messers zerteilte Julia Beltz vom BUND Wiesbaden den Blütenkopf. Da er sich als hohl erwies, konnte der Fachmann sagen: „Das ist eine echte Kamille“.